Was ist zukünftig für Wohnen, Arbeiten und Mobilität essenziell? Antworten darauf will die Light + Building vom 3. bis 8. März 2024 in Frankfurt am Main geben. Auf der Suche nach Megatrends ging es „sowohl darum zu schauen, wie sich der Bereich Building Technologies selbst für die Zukunft aufstellt, als auch darum zu analysieren, was für die Aussteller langfristig relevant ist“, so Raphael Shklarek, Methods & Analytics Lead, vom Zukunftsinstitut, mit dem die Messe Frankfurt Exhibition zusammengearbeitet hat.
Top-Themen Nachhaltigkeit, Konnektivität, Arbeits- und Lebensraum
Der Grundstein für mehr Nachhaltigkeit und einen zukunftsfähigen Gebäudesektor liege in der Elektrifizierung. Daher lautet das Motto der Messe im Jahr 2024 „Be Electrified“. Davon ausgehend sollen die drei von der Messegesellschaft englisch formulierten „Top-Themen“ Sustainability, Connectivity sowie Work+Living das Themenspektrum bündeln, wobei Unternehmen der SHK-Branche vermutlich am ehesten unter dem Stichwort Nachhaltigkeit fündig werden, zu dem die Einbindung und Speicherung von regenerativ erzeugter Energie und ein effizientes Energiemanagement gehören.
Wirtschaftlicher Ausblick von Verbänden und Messegesellschaft
Einen ersten Ausblick auf die Themenfelder der Weltleitmesse für Licht- und Gebäudetechnik gaben bereits heute in einem Pressegespräch Vertreter des ZVEI (Verband der Elektro- und Digitalindustrie) und des ZVEH (Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke) und informierten über Entwicklungen in den jeweiligen Branchen.
Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Frankfurt, freute sich, nach der letzten Ausrichtung 2018 endlich wieder „Normalität organisieren“ zu dürfen. Denn 2020 sei die Light+Building die erste große internationale Messe auf deutschem Boden gewesen, die wegen der Pandemie abgesagt werden musste. Im Gegensatz zu Asien, wo der Messeandrang teilweise über Vor-Corona-Zeiten liege, erwartet er im wirtschaftlich eher verhaltenen Umfeld hierzulande keine neuen Rekordwerte. Wichtig sei letztlich die Zufriedenheit der Teilnehmer und dass Entscheider auch aus dem Ausland anreisen können.
Sanieren und Umrüsten bietet Wachstumschancen
Tatsächlich gebe es im Ausland bereits Wachstumsimpulse, stellte Dr. Jürgen Waldorf fest, der Geschäftsführer des ZVEI-Fachverbands Licht, während im Inland 2024 in der Elektrobranche eher mit einem Nullwachstum zu rechnen sei. Der Auftragseingang ist derzeit rückläufig, aber noch sind ausreichen Projekte geplant, und einen großen Nachholbedarf gebe es beispielsweise beim Umrüsten von Leuchten und Beleuchtung.
Auch ZVEH-Präsident Stefan Ehinger warnte davor, „zu negativ unterwegs“ zu sein, denn insbesondere durch Altbausanierungen lassen sich Rückgänge im Neubau derzeit noch leicht kompensieren. Allerdings haben es „neubaulastige Unternehmen“ derzeit schwer, wie Dr. Philipp Dehn, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Elektroinstallationssysteme (EIS), ergänzte, während diversifizierte leichter an Aufträge kommen. Es gelte jedenfalls bei Verbrauchern wieder Vertrauen zu schaffen, nachdem politische Hauruck-Aktionen zu großer Zurückhaltung geführt haben. Ihren Kunden müssen die Betriebe in den nächsten Jahren aufzeigen, wie sie nicht nur nachhaltige Technologie einbauen, sondern damit auch Geld sparen können, lautete sein Erfolgsrezept.
Zusammenarbeit der Gewerke
Als zentrales Gewerk im Gebäude sieht Stefan Ehinger das Elektrohandwerk, gerade auch im Hinblick auf nachhaltige Energieerzeugung und -speicherung, von der Photovoltaik-Anlage über die Ladeinfrastruktur bis zur Wärmepumpe. Man müsse jedoch mit anderen Gewerken stärker in Austausch gehen, um zu verstehen, was dort die Anforderungen sind. Gerade auch die 2021 eingeführte Ausbildung als Elektroniker für Gebäudesystemintegration könne zukünftig ein Bindeglied zur Planung sein, um dort die Themen früh miteinander zu verbinden.
Energiemanagementsysteme als zentrale Schnittstelle
Technisch bringe ein Energiemanagementsystem im Gebäude diese Aspekte zusammen, für deren Umsetzung es gelte, die Betriebe fit zu machen. Die Entscheidungshoheit über die Nutzung einzelner Komponenten müsse jedoch trotz externer Schnittstellen immer im Gebäude bleiben, mahnte Stefan Ehinger. Dr. Philipp Dehn wies darauf hin, dass die Kopplung von Produkten über Energiemanagementsysteme im möglichst nahtlosen Zusammenspiel vor allem einen Nutzen für Kunden generieren und dabei erschwinglich bleiben muss. „Heute reden die Gewerke oft erst auf der Baustelle miteinander“, ist seine Erfahrung. „Alle müssen sich öffnen, und die Gewerke müssen übergreifender miteinander arbeiten“, lautet daher seine Forderung.
Tatsächlich werden nach seinen Schätzungen heute etwa 10 Prozent aller neuen Gebäude mit Energiemanagementsystemen ausgestattet, wobei allerdings nur etwa ein Achtel davon auch gewerkeübergreifende Steuerungsfähigkeiten aufweise. Dennoch sei man in Deutschland im europäischen Vergleich damit an der Spitze; auch Asien sei später gestartet, gebe inzwischen aber „Vollgas“, indem solche Technologie oft gleich quartiersweise eingebaut werde.
2.000 Aussteller auf 18 Hallenebenen
Ihrem ersten Namensteil macht die Light+Building 2024 in den östlichen Ausstellungshallen und darüber hinaus alle Ehre, während Haus- und Gebäudeautomation im Westgelände zu finden sein wird. Die Aussteller dort haben sowohl elektrotechnische Komponenten für die Elektrifizierung und Digitalisierung der Infrastruktur als auch Technologie für die Automatisierung der Haus- und Gebäudetechnik im Portfolio. In dieses Umfeld eingebettet werden im März 2024 insbesondere in der Halle 12 auf zwei Ebenen auch typische Aussteller der ISH zu finden sein, die im zweijährigen Wechsel mit der Light+Building stattfindet. Prominente Beispiele für solche Anbieter von Heizungs- und Klimatechnik sind Viessmann, Stiebel Eltron und Buderus.
Johannes Möller, Leiter Brandmanagement Light + Building bei der Messe Frankfurt, konnte sich auch darüber freuen, dass am Tag der Pressekonferenz der Contactor auf der Messeseite online gegangen ist, die App zum Auffinden von Ausstellern, Produkten und Kontakten. Über 2.000 Aussteller sind derzeit bereits angemeldet. Zu den bislang am stärksten vertretenen Nationen gehören neben Deutschland Italien, die Türkei, Spanien, Polen, die Niederlande, Großbritannien, Frankreich, Belgien, Griechenland und China, wie Möller ausführte.
Rahmenprogramm auch zu Gebäudetechnik
Zum Rahmenprogramm aus Foren, Vorträgen und Konferenzen geht auch der Kongress Energiewendebauen, der erstmals im Rahmen der Light+Building stattfindet (Building Plaza, Halle 9.0). Am 6. und 7. März 2024 bieten dann Vorträge, Diskussionsrunden und Messerundgänge Einblick in Forschungsergebnisse zur nachhaltigen Energieversorgung von Gebäuden.
Der Deutsche Energieberatertag soll schon am 5. März als deutsche Leitveranstaltung zur Energieberatung Praktiker, Entscheider und Vordenker der Energieberatung zusammenbringen (Ort: Portalhaus, Raum Frequenz).
Karlhorst Klotz, Redaktion SHT