Der „Branchentreff Direkt – Bad, Heizung, Service“ findet 2023 zum zehnten Mal statt, dieses Jahr in Neumarkt (Oberpfalz) und – zwei Wochen später – in Hannover am 11. Oktober. Die Aussteller präsentieren dabei Produkte und Services rund um Bad und Heizung: Von Duschkabinen über wasserführende Armaturen und Badewannen bis zu Heizungskörpern und alternativen Energiesystemen. Auch Dienstleister und Ausrüster für das SHK-Handwerk zeigen ihr Angebots-Portfolio, zum Beispiel spezialisierte Software.
Kleiner Rundgang auf dem Branchentreff in Neumarkt
Wir haben die Veranstaltung in Neumarkt am 27. September besucht und hier einige Neuheiten und Einschätzungen von Firmen aus der Branche zu den Themen Bad und Heizung (siehe unten) für Sie zusammengestellt
Artweger: Walk-in-Dusche und Badewanne in einem Produkt
Die Artweger GmbH & Co KG stellte eine Welt-Neuheit vor: eine Walk-in-Dusche, die auch als Badewanne nutzbar ist. Dazu setzt man in der als dreiseitige Wanne realisierten Joice am offenen Ende ein Schott senkrecht ein und verriegelt es mit einem Handgriff, sodass am „Fußende“ eine dichte vierte Wannenwand entsteht. Angekündigt wurde die zum Patent angemeldete Produktneuheit schon bei der 100-Jahr-Feier des Unternehmens im Mai 2023, aber der Verkauf beginnt erst im Oktober.
Die außen 85 cm breite Wanne fasst je nach Ausführung (150 oder 160 cm Länge) 170 oder 190 Liter Wasser bei einer Wannentiefe von 43 cm. Das Schott wiegt etwa 4 Kilogramm, wird serienmäßig an der Wand aufgehängt oder in einer optionalen mattweißen Box aufbewahrt. Falls eine barrierefreie Installation nicht möglich ist, kann die Wanne auf den Boden gestellt und mit einem Podest im Eingangsbereich versehen werden.
Erlau: Online-Zertifikatslehrgang „Sachverständige/r barrierefreies Bad“
Micha Kours, Key Account Management Vertrieb Privatbad von Erlau, ist als „Mr. Barrierefrei“ tätig als Markenbotschafter des Unternehmens RUD Ketten Rieger & Dietz GmbH & Co. KG. Er bietet online einen Zertifikatslehrgang „Sachverständige/r barrierefreies Bad“ an, in dem er zeigt, wie sich barrierearme zukunftsfähige Bäder planen lassen.
Dabei kommt ihm zugute, dass er Wissen aus dem medizintechnischen Bereich mitbringt und über die Mindestanforderungen einer DIN 18040 hinausgehen kann, um Bäder wirklich barrierefrei im Sinne der Betroffenen zu planen.
Frasco: Runde Spiegel
Natürlich ging die allgemeine Zurückhaltung bei Aufträgen für die Badgestaltung, die durch die politisch ausgelöste Fokussierung auf Heizungen entstand, auch an bei Fraas Spiegel GmbH & Co. KG nicht vorbei. Im Trend liegen aber nach Aussage von Christian Niedlich, Vertriebsleiter DACH des Unternehmens, derzeit große runde Spiegel.
Für ihn ist daher die Teilnahme an Veranstaltungen wie dem Branchentag in Neumarkt sehr wichtig, denn „das Gespräch mit Planern bringt das Geschäft von morgen.“
HSK: Design-orientierte Elemente
Ihr umfassendes Programm zeigte die HSK Duschkabinenbau KG, das längst über Duschkabinen hinausgeht. Augenfällig waren Alu-Verbundpaneele für die Badgestaltung, die in immer fantasievolleren Designs nachgefragt werden. Aber auch schlichte Eleganz scheint gefragt: Bei Armaturen und den Strukturelementen der Duschkabinen, die im Idealfall identische Materialien verwenden, sind verchromte Oberflächen eher auf dem Rückzug. Dafür kommt Schwarz als Farbe derzeit zurück.
Lanzet: Badmöbel
Irena Wiktorowski von der Lanzet Badmöbel GmbH und Co. KG genügte auf dem Branchentreff Direkt 2023 ein kleiner Stand, um wesentliche Elemente der Lanzet-Produktlinie auszustellen, zumal parallel noch die Hausmesse des Unternehmens an seinem Standort im nahegelegenen Hersbruck stattfindet. Zu den Neuheiten gehören variable Waschtischbreiten, darunter kleine Korbschränkchen und ausklappbare Leuchten für den Spiegelschrank.
Mauersberger: Badewannen und Schürzen aus mineralischem Werkstoff
Einen Trend zur fugenlosen Verkleidung von Badewannen sieht Geschäftsführer Mario Schulze von der Mauersberger Badtechnik GmbH. Dem lässt sich mit Platten aus einem mineralischen Werkstoff leicht Rechnung tragen, die durch Vakuumtiefziehen beispielsweise auch im Viertelkreis um die Badewanne laufen können. Solche Schürzen sind im Bedarfsfall leicht abnehmbar, weil nur die Silikonfuge geöffnet werden muss.
Auch die Badewannen können aus diesem Werkstoff bestehen und sind dann leichter als gegossene Varianten, da sie dann aus zwei Schalen bestehen und im Hohlraum dazwischen sogar noch Elektronik aufnehmen können. Da Mauersberger in seiner „Manufaktur“ in Gelenau (Erzgebirge) produziert, kann das Unternehmen Sonderlösungen anbieten.
Duschwannen (ab Werk mit Dichtband) können mit einer rutschhemmenden patentierten Anti-slip-Beschichtung geliefert werden, die eine R10-Rutschhemmung aufweist, wenn sie nass ist, im trockenen Zustand aber eine matte Optik aufweist und nicht rau wirkt. Die durchgefärbten Werkstoffe lassen sich durch Schleifen reparieren.
Repabad: Infrarotdampfbad
Obwohl nicht das Kerngeschäft, so war doch ein Blickfang am Stand der Repabad GmbH eine Infrarot-Paneel, das dem verspannten Rücken Linderung verschaffen kann. Ebenso wie die daneben aufgebaute Dampfdusche macht sie auch private Bäder zu Erlebniswelten, wenn sie nachgerüstet oder am besten von Anfang an eingeplant wird.
PaletteCAD: Browser-basiertes Online-Tool kommt noch 2023
Boris Netz, Business Development Manager der Palette CAD AG , gab auf dem Branchentreff bereits Einblicke in die nächste Softwareversion, die noch dieses Jahr ausgeliefert werden wird. Bei PaletteRooms handelt es sich um ein Online-Tool, das ähnlich arbeitet wie die seit 25 Jahren weiterentwickelte Software PaletteCAD, von der über 23.000 Lizenzen verkauft wurden. Die neue Software arbeitet Browser-basiert und weist einen etwas reduzierten Funktionsumfang auf, soll dafür aber besonders leicht zu bedienen sein.
Bei PaletteCAD handelt es sich um ein Mehrraum-Planungstool, sodass nicht nur das Bad, sondern bei Bedarf auch weitere Räume in die Planung (zum Beispiel für Fliesen) einbezogen werden können. Praktisch für Projekte mit mehreren beteiligten sei, dass sich Planungsinformationen für Nachgewerke ausgeben lassen um Fehler zu vermeiden.
Umsatzsteigernd für die Gewerke kann sich auch die fotorealistische Präsentation der Planung auswirken, die sogar mit VR-Brille (Virtual Reality) begehbar wird. Viele Handwerker haben nach Angaben von Boris Netz erkannt, dass sie mit guter Planung und Präsentation höhere Margen erzielen können.
Heizung
Hautec: Lieber jetzt Wärmepumpen-Förderung beantragen, um Enttäuschungen zu vermeiden
Uwe Steinmetz, Vertriebsleiter Bayern von Hautec, sieht derzeit eine wachsende Nachfrage nach der Verwendung des natürlichen Kältemittels R290, das sein auf die Produktion von Erdreich-Wärmepumpen in Deutschland spezialisiertes Unternehmen von Anfang an eingesetzt und sich damit eine Alleinstellung erarbeitet hat.
Momentan sei der Wärmepumpenmarkt zwar größer als noch vor fünf oder sechs Jahren, doch gebe es derzeit aufgrund der Unwägbarkeiten bei der Förderung eine gewisse Zurückhaltung. Dabei dürften nach seiner Einschätzung tatsächlich nur sehr wenige Menschen in den Genuss einer Förderung von 70 Prozent (von der in der Diskussion über das Gebäudeenergiegesetz die Rede war) kommen.
Daher lautet gemäß dem Sprichwort „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“ sein Tipp: Statt auf die wohl ab Januar 2024 gültigen finalen Förderrichtlinien zu warten, sollten an Wärmepumpen Interessierte eher jetzt noch die derzeit geltenden Förderung von maximal 40 Prozent über die BAFA beantragen, weil bewilligte Förderungen zwei Jahre gültig bleiben.
Schornsteintechnik Neumarkt: Lieferfähigkeit und Technologieoffenheit sind entscheidend
„Können Sie sofort liefern?“, wird Vertriebsleiter Michael Gerlach von der Schornsteintechnik Neumarkt GmbH derzeit – und auch auf dem Branchentreff in Neumarkt – öfter gefragt, und freut sich, positiv antworten zu können. Die Lieferfähigkeit sei für das Unternehmen auch in den letzten Monaten kein Problem gewesen.
Die Ölheizung ist nach seiner Einschätzung definitiv auf dem Rückzug, aber er hofft, dass dank der Nutzung von Biogas Gasheizungen noch länger Bestand haben werden. Offenheit und Interesse hat er jedoch auch an neuartigen Heizungstechnologien bis hin zur Nutzung von Wasserstoff.
Dr. Karlhorst Klotz, Redaktion SHT