Die Gefahr liegt in der Luft: Aerosole spielen eine wesentliche Rolle im aktuellen Infektionsgeschehen der Corona-Pandemie. Umso wichtiger ist es daher, diese kleinsten, potenziell virusbelasteten Partikel in der Innenraumluft von Büro- und Verwaltungsgebäuden aufzuspüren. Dann kann ihre Anreicherung durch gezielte Lüftungsmaßnahmen verhindert und die Wahrscheinlichkeit einer möglichen Übertragung von SARS-CoV-2-Viren unter den Raumnutzern drastisch reduziert werden.
Als probates Kontrollinstrument haben sich dabei Tracergas-Messungen erwiesen. „Eine dauerhafte Nutzung von Büro- und Verwaltungsflächen setzt unabdingbar die Vermeidung von erhöhten Aerosolkonzentrationen durch eine ausreichende Lüftung voraus“, erklärt Dr. Martin Pitschke von Domolytik. Sein Institut für Gebäude- und Innenraumanalytik untersucht seit dem Frühjahr gewerblich genutzte Innenräume auf das Übertragungsrisiko von SARS-CoV-2-Viren über die Raumluft. „Durch den Nachweis der Lüftungsintensität können wir zielgerichtete Aussagen über die mögliche Raumnutzung treffen“, führt der öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Schadstoffe in Innenräumen weiter aus, „und damit das Potenzial einer Virenübertragung, insbesondere über den Weg der Aerosolinfektion minimieren.“ Zur Bestimmung und Berechnung einer effektiven Lüftung über nutzergesteuertes Fensteröffnen verwendet Domolytik das Tracergas-Verfahren mit aktiver CO2-Zugabe. „Auf diese Weise ermitteln wir die Lüftungsbedingungen, unter Berücksichtigung von Anzahl und Art der Fensterlüftung, die für einen ausreichenden Luftaustausch notwendig sind“, erläutert Dr. Pitschke. Konkret lässt sich durch die Raumluftmessung nicht nur das Infektionsrisiko durch aerosolgebundene SARS-CoV-2-Viren eingrenzen, sondern auch die maximale Mitarbeiteranzahl pro Nutzeinheit und bei Meetingräumen neben den möglichen Nutzern die Frequenz bzw. notwendige Wartezeit zwischen zwei Belegungen bestimmen. Kommt eine maschinelle Lüftung über eine RLT-Anlage mit Frischluftzufuhr zum Einsatz, berechnet Domolytik den pro Nutzer notwendigen Luftwechsel anhand der technischen Angaben der Installation (Soll-Wert) und überprüft den tatsächlichen Luftwechsel (Ist-Wert). „Umluftanlagen ohne Frischlufteintrag sind in der aktuellen Situation eher kontraproduktiv und sollten abgeschaltet werden“, warnt der Fachmann. Insbesondere wenn mehrere Räume zu einer Lüftungseinheit zusammengefasst sind, könnten sie regelrecht zur Virenschleuder werden. „Auch unsere Berechnungs- bzw. Simulationsmethoden können eine Übertragung von SARS-CoV-2-Viren nicht vollständig ausschließen“, gibt Dr. Pitschke noch zu bedenken, „aber jeder Schritt zur Verbesserung der Lüftung verringert eben die Gefahr einer Erkrankung mit Covid 19 doch deutlich.“