Zeitschrift für Planung, Berechnung und Ausführung
von sanitär-, heizungs- und klimatechnischen Anlagen.
Landmesse Stuttgart

Heiztechnik Heiztechnikprofessoren treffen sich bei Reflex


Einer mehr als 20-jährigen Tradition folgend, treffen sich Professoren der Heiztechnik der deutschen Fachhochschulen einmal jährlich zur Ihrer Arbeitskreistagung.

Von den guten Kontakten der mehr als 20 Kolleginnen und Kollegen zur Praxis zeugen regelmäßigen Einladungen zu marktführenden branchenspezifischen Unternehmen. Die fachlich anspruchsvolle Tagung fand Anfang Mai bei der Reflex Winkelmann GmbH statt.
Die Professorinnen und Professoren waren gespannt, kannten viele das Unternehmen doch ausschließlich als führenden Hersteller von Ausdehnungsgefäßen. Im werkseigenen Schulungszentrum wurden die Professorinnen und Professoren vom Geschäftsführer und Leiter des Geschäftsbereichs Building + Industry, Herrn Volker Mauel, begrüßt. Bereits an dieser Stelle wollen sich alle Teilnehmer für die überaus freundliche Aufnahme, die sehr interessanten Fachvorträge und Einblicke in die Fertigung bedanken.
Als Winkelmann & Pannhof 1898 gegründet, wurden damals Wasserkessel, Kaffeekannen, Seifenbecken, Kehrschaufeln und Milchkannen hergestellt. In mehr als 100 Jahre gesammelte Erfahrungen machen das heute in vierter Generation privat geführte Unternehmen zu einem weltweit tätigen und führenden Marktpartner der Stahl-Umformtechnik. Die Gäste aus Nord und Süd, aus Ost und West mussten als erstes lernen, dass in der Winkelmann Group weitere drei Geschäftsbereiche Automotive, Flowforming und Steel Services beheimatet sind. Der gastgebende Geschäftsbereich ist eines der umsatzstärksten Standbeine des Unternehmens.
Mit Spannung erwarteten die Professorinnen und Professoren den Einblick in die Fertigung am Standort Ahlen. Die weitgehend automatisierte Fertigung kleiner Membran-Ausdehnungsgefäße beeindruckte alle. Mit höchster Präzision arbeiten die Maschinen und Anlagen nahezu ohne permanentes aktives menschliches Eingreifen. Der Fertigungsprozess ist so organisiert, dass an der betrachteten Fertigungsstraße nahezu im Minutentakt ein Ausdehnungsgefäß hergestellt, geprüft und verpackt wird. Die unternehmenseigenen Erfahrungen in der Stahl-Umformtechnik waren spürbar und deutlich zu erkennen.

Nach dem Rundgang in den Produktionshallen setzen sich die Professorinnen und Professoren selbst in die „Schulungsbänke“. Raimund Hielscher (Team Technisches Training) griff das Thema „Druckhaltung“ auf und musste (leider) von zum Teil sehr eingeschränkten Kenntnissen in der planerischen und ausführenden Fachwelt berichten. Eine ordnungsgemäße Druckhaltung ist aber für Heizungsanlagen, die bestimmungsgemäß arbeiten sollen, unabdingbar. „Gase“ im Rohrleitungssystem können nicht nur Korrosion und Geräusche, sondern insbesondere auch nachhaltig verärgerte Nutzer verursachen. Wenn die Forderungen aus DIN EN 12828 (Heizungsanlagen in Gebäuden – Planung von Warmwasser-Heizungsanlagen) eingehalten und umgesetzt werden, kommen Wasser und Wärme sicher und bestimmungsgemäß an.
Seine theoretischen Ausführungen konnte der erfahrene Praktiker und versierte Referent in einem sehr gut ausgebauten Praktikumsraum veranschaulichen. Nach der in mehreren Demonstrationen visualisierten Druckhaltung kamen alle zu dem Schluss „so einfach kann Druckhaltung sein.“

Zu einer fachlich angeregten Diskussion regte auch der Vortrag von Helmut Brinkmann (Produktmanager Entgasungs- und Abscheidetechnik) zum Thema „Energieeffizienz-Steigerung von heizungs- und Kaltwasseranlagen durch Entgasung“ an. Der anfangs in Heizungsanlagen zwangsläufig vorhandene Sauerstoff ist äußerst reaktionsfreudig und, wie Untersuchungen bestätigen, sehr schnell aufgebraucht (gebunden). Der ebenfalls im System vorhandene Stickstoff verbleibt in den Bauteilen, ohne direkten Schaden anzurichten. Die Gasbildung in bestehenden wird durch den zunehmenden Einsatz unterschiedlicher Materialien in einer Anlage gefördert. Mit dem Einsatz einer Vakuum-Sprührohrentgasung kann das Gas sicher und schnell aus dem System entfernt werden, einige ausgewählte wärmetechnische Eigenschaften des Wassers werden zudem verbessert.

2014 übernahm die Winkelmann Group die Sinusverteiler GmbH. Folgerichtig gehörten zum Vortragsprogramm fachlich fundierte Ausführungen zum Thema „Hydraulik für multivalente Heiz- und Kühlsysteme“. In einem sehr praxisorientierten, aber nicht weniger wissenschaftlichen Vortrag referierte Herr Füssner über den Einsatz Hydraulischer Weichen und Multi-Flow-Centern. Seine sehr interessanten Ausführungen zu HydroFixx-Verteilern forderten die Diskussion rund um Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit hydraulischer Entkoppler. Die „Lehrstunden“ für die in der Regel vor den Studierenden stehenden Kolleginnen und Kollegen waren sehr informativ, interessant und kurzweilig.
Der Dank gilt der Firmenleitung der Winkelmann Group, allen Organisatoren sowie insbesondere den Referenten, deren Ausführungen und Diskussionsbeiträge von hohem Fachwissen geprägt waren.

Hochschulinternen Fragen wurden von den Lehrenden ebenso diskutiert, wie fachspezifische Themen. Die ständige fachliche Weiterbildung im Interesse der Wissensvermittlung an Bachelor-, Master- und Diplomstudenten steht im Mittelpunkt einer jeden Zusammenkunft.
Zum Auftakt hielt Prof. Hu Thoi Le (Beuth Hochschule für Technik Berlin) einen Vortrag zum „Thermisch hydraulischen Abgleich bei Trinkwasserzirkulationsanlagen“. Herr Thoi Le berichtete über seine Untersuchungen zu Erleichterung des hydraulischen Abgleichs bei bestehenden Warmwassersystemen, deren Rohrleitungsführung weitestgehend unbekannt ist. Mit überschaubarem finanziellen und zeitlichen Aufwand lassen sich mit seiner Methode Bestandsanlagen an die Forderungen aus DIN EN 1988-300 und DVGW W 553 anpassen.

Nicht minder interessant waren die Ausführungen von Prof. Franz Josef Ziegler (Hochschule für angewandte Wissenschaften München) zum Thema „Fernwärme effizient nutzen – Optimierte Low-Ex-Systeme für Wohngebäude“. Gemeinsam mit seinem Team hat er sich vor dem Hintergrund der „Ausbauoffensive Erneuerbare Energien“ (Stadtwerke München) dem Problem zu hoher Fernwärme-Rücklauftemperaturen insbesondere in den Sommermonaten angenommen. Auf Grundlage theoretischer Untersuchungen wurde eine Hydraulik entwickelt und erfolgreich im Labor unter Anwendung vorgegebener Entnahmezyklen getestet.
Kollege Ziegler berichtete weiter über die überaus erfolgreiche Überführung „seines“ Systems in die Praxis. Unter Beachtung örtlich veränderlicher Randbedingungen sind Amortisationszeiten von weniger als 4 Jahren erreichbar.

Prof. Dieter Wolff (Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften) stellte in einem gewohnt kurzweiligen Vortrag „Versorgungskonzepte für die Energiewende“ zur Diskussion. Im Ergebnis seiner Untersuchungen müssen die Wärmeverluste vieler Fernwärmenetze gesenkt, Kontrolle und Wartung dezentraler Anlagen verbessert und zum Teil unvertretbar hohe Verluste von Zirkulationssystemen minimiert werden.
Bei der fachlichen Fülle der Tagung war fast keine Zeit zur Diskussion hochschulinterner Fragestellungen. In den Situationsberichten wurden Maßnahmen zur Anhebung bzw. Stabilisierung der Studierendenzahl vorgestellt. Neue Studiengänge, neue Lehrformen und mancherorts vorhandene Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung von Professuren waren Gegenstand der arbeitskreisinternen Beratungen.

Die Heiztechnik-Professorinnen und –Professoren bedanken sich bei der Winkelmann Group für manch neue Erkenntnis und Argumentation, die an gegebener Stelle in die Lehre einfließen und den zukünftigen Ingenieuren zum fachlichen Vorteil gereichen werden.