Ein Sonnenhaus aus dem Baujahr 2012, wie es künftig häufiger zu sehen sein wird. Große Solarwärme- und Solarstromanlagen ermöglichen den Bewohnern einen hohen Grad an Eigenversorgung mit Energie aus der Sonne für Wärme, Strom und Mobilität.
Elf Jahre nach der Gründung des Kompetenznetzwerks für weitgehend solar beheizte Häuser haben die Mitglieder des Sonnenhaus-Instituts e.V. eine Neuausrichtung beschlossen.
Stand bisher die große Solarwärmeanlage im Mittelpunkt des Bau- und Heizkonzeptes, so werden künftig vermehrt andere regenerative Technologien wie Photovoltaikanlagen integriert. Ziel wird es aber auch weiterhin bleiben, mindestens 50 Prozent des Heizenergiebedarfs in dem neuen oder zum Sonnenhaus sanierten Gebäude solar zu decken, nun jedoch mit Solarthermie und / oder Photovoltaik. Dies wurde auf der Jahreshauptversammlung des Sonnenhaus-Instituts am 13. November 2015 in Straubing beschlossen.
„Die Kombination von Solarthermie und Photovoltaik ist der Schlüssel zu einer größtmöglichen Unabhängigkeit vom Energieversorger, und die wollen wir Bauherren und Sanierern bieten.“ So erklärt Georg Dasch, 1. Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts, die Neuausrichtung. Solarstromanlagen, auch in Kombination mit Wärmepumpen und Batteriespeichersystemen, werden deshalb künftig eine größere Bedeutung im Sonnenhaus-Konzept haben.
Technologieoffenheit beweist das Sonnenhaus-Institut allerdings schon länger. Zahlreiche der mittlerweile 1.800 Sonnenhäuser haben bereits ein Energiedach aus Solarkollektoren und Solarstrommodulen. Ebenso gibt es schon erste Sonnenhäuser mit großer Photovoltaikanlage und Wärmepumpe. Wegen des hohen Wirkungsgrads von Solarkollektoren und des niedrigen Primärenergiebedarfs wird die Kombination aus großer Solarwärmeanlage und Holzheizung aber auch weiterhin zentral bleiben.
Photovoltaik in neuer Klassifizierung
Die Neuausrichtung wurde bereits im vergangenen Jahr eingeleitet. Seit Juni 2014 unterscheidet das Sonnenhaus-Institut folgende Kategorien: „Sonnenhaus Standard“, „Sonnenhaus Plus“, „Sonnenhaus Autark“, „Sonnenhaus f“ (mit fossiler Nachheizung) sowie „Sonnenhaus im Bestand“. Bei letzterer Kategorie handelt es sich um sanierte Gebäude, die den ersten vier Kategorien zugeordnet werden können.
Das „Sonnenhaus Standard“ ist die klassische Variante mit großer Solarwärmeheizung und regenerativer Zuheizung. Die neuen, erweiterten Kriterien beziehen neben der Wärme auch den Haushaltsstrom mit ein: Beim „Sonnenhaus Plus“ kann eine zusätzlich installierte Photovoltaikanlage bei entsprechender Dimensionierung für eine positive Primärenergie-
Jahresbilanz sorgen. Ein „Sonnenhaus Autark“ muss nicht nur für die Wärme, sondern auch für die Stromversorgung einen Autarkiegrad von mindestens 50 Prozent aufweisen. Dabei wird der Autarkiegrad als Verhältnis von eigenverbrauchtem Solarstrom zum gesamten Stromverbrauch (Technik-Hilfsstrom plus Haushaltsstrom) definiert. Beim „Sonnenhaus f“ wird mit einer Öl- oder Gasbrennwertheizung nachgeheizt. Letzteres gilt als Sonderfall. Neu errichtete Sonnenhäuser der Kategorien Standard, Plus und Autark dürfen den Primärenergiefaktor von 15 kWh/m2a nicht überschreiten. Beim Sonnenhaus f ist der Grenzwert 30 kWh/m2a einzuhalten.
„Der extrem niedrige Primärenergieverbrauch ist unser Alleinstellungsmerkmal bei allen Energiesparhäusern“, sagt Dasch. „Angesichts der notwendigen CO2-Reduktion werden wir da auch nicht nachlassen.“ Neben der Energiekosteneinsparung und dem Beitrag zum Klimaschutz, den sie leisten, profitieren Sonnenhaus-Bewohner von dem hohen Wohnkomfort und dem unbeschwerten Umgang mit Energie, der durch die kostenfreie und Klima schonende Solarenergie möglich ist.
Neuer 2. Vorsitzender: Rainer Körner von KHB-Creativ Wohnbau
Auf der Jahreshauptversammlung wurde weiterhin Rainer Körner, geschäftsführender Gesellschafter der KHB-Creativ Wohnbau GmbH in Heilbronn, zum 2. Vorsitzenden ernannt. Er löst das Gründungsmitglied Wolfgang Hilz ab, der nach elf Jahren als 2. Vorsitzender aus dem Vorstand ausschied. KHB-Creativ Wohnbau bietet schlüsselfertige individuelle Wohnhäuser an. Seit 2009 beschäftigt sich das Unternehmen verstärkt mit energiesparenden Konzepten, seit dem gleichen Jahr ist es auch Mitglied im Sonnenhaus-Institut e.V. Körner hat rund 20 Sonnenhäuser errichtet. Darunter sind mehrere, die mit einer großen Photovoltaikanlage und einer solarstromgeregelten Wärmepumpe umweltbewusst beheizt werden und die den neuen Kriterien des Sonnenhaus-Instituts entsprechen.
Im Sonnenhaus-Institut e.V. engagieren sich knapp 300 Architekten, Planer, Bauunternehmen, Komponenten-Hersteller, Systemanbieter sowie Heizungs- und Solarfachbetriebe. Rund 1.800 weitgehend solarbeheizte Ein- und Mehrfamilienhäuser und gewerblich genutzte Gebäude in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz sind aus dem Netzwerk heraus entstanden. Seit April 2015 werden weitgehend solar beheizte Gebäude im Rahmen der Innovationsförderung im Marktanreizprogramm sehr gut gefördert. Weitere Informationen:
www.sonnenhaus-Institut.de