Zeitschrift für Planung, Berechnung und Ausführung
von sanitär-, heizungs- und klimatechnischen Anlagen.

Gardemann-Arbeitssicherheits-Forum Sicher und effizient in Höhen Arbeiten


v.li.n.re.: Clemens Kube von der BGHM – Berufsgenossenschaft Holz und Metall, Hans-Helmut Brettschneider, Aufsichtsperson bei der BG BAU, Gerrit Sellmer, Direktor Vertrieb & Marketing bei Gardemann, Harald Gröner, Director of H&S Culture Project der RWE AG, Prof. Dr. Rainer von Kiparski, Vorsitzender des Verbands für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit e.V., Ingo Rose, Market Development Manager bei Gardemann, Rechtsanwalt Prof. Dr. Thomas Wilrich von der Hochschule München.

Zum vierten Mal brachte die Firma Gardemann Anwender, Sicherheits-experten, Hersteller und Dienstleister zum Arbeitssicherheits-Forum zusammen, um im Rahmen der Veranstaltung neueste Gesetze und Vorschriften sowie vorbildliche Methoden, Vorgehensweisen und Praktiken für ein sicheres und effizientes Arbeiten in Höhen vorzustellen. Ein zentrales Thema war die neue Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV), die Anfang Juni 2015 in Kraft getreten ist.

Insgesamt 100 Sicherheitsexperten – darunter Fachkräfte für Arbeitssicherheit (FaSi/SiFa), Geschäftsführer, Führungskräfte und die Fachpresse – kamen zum Arbeitssicherheits-Forum nach Hannover, um sich in puncto Sicherheit auf den neuesten Stand zu bringen, Erfahrungen auszutauschen und Kontakte zu intensivieren. Insgesamt fünf hochkarätige Vorträge standen auf dem Programm, bei denen es allesamt darum ging, die „Best Practice“ in den Vordergrund zu stellen – also das Thema Arbeitssicherheit mit gutem oder bestmöglichem Beispiel anzugehen und entsprechende Handlungsweisen aufzuzeigen.
Während der Veranstaltungspausen konnten sich die Gäste auf einer Ausstellungsfläche zudem die Arbeitsbühnen-Modelle GTM 56 und GP 45 als Alternative zur Leiter anschauen sowie einen Demo-Arbeitsbühnenkorb mit technischem Sicherheitszubehör in Augenschein nehmen. Zum Abschluss der Veranstaltung präsentierte Gardemann die neuen Lkw-Arbeitsbühnen GL 540 und GL 330. Hier hatten die Teilnehmer die Gelegenheit für ein Selfie in luftiger Höhe von bis zu 54 Metern – unter Berücksichtigung der geltenden Sicherheitsvorschriften versteht sich.

Wenn die Arbeit zur Belastung wird

Als Auftaktredner begrüßte Prof. Dr. Rainer von Kiparski, Vorsitzender des Verbands für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit e.V., mit seinem Vortrag „Beurteilung psychischer Belastungen – neue Herausforderungen an uns“ das Plenum. In seinem Vortrag machte er lebhaft deutlich, dass psychische Belastungen bei der Arbeit in den nächsten Jahren eine der großen Herausforderungen für den Arbeitsschutz und die Gesellschaft werden. In vielen Betrieben fehle allerdings noch das Wissen über geeignete Präventionsstrategien. Unter Berücksichtigung der Grundlagen psychischer Belastung und Beanspruchung sowie möglicher Auswirkungen auf den Menschen, zeigte er Wege auf, wie Unternehmen psychischer Belastung und Beanspruchung begegnen und Vorsorge treffen können. Dazu veranschaulichte er die Vor- und Nachteile von Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung und machte deutlich, dass im ersten Schritt nicht immer gleich ein aufwändiges Verfahren angewandt werden muss, sondern ein wichtiger Schritt oft schon die frühzeitige Einbindung der Mitarbeiter in die Gefährdungsbeurteilung ist. Einer seiner Tipps: „Hände weg vom Firmen-Handy in der Freizeit, denn das ist „nur die halbe Erholung. Stattdessen in der Freizeit für mehr Ausgleich durch Sport oder sonstige Entspannungstechniken sorgen.“

Tatort Hubarbeitsbühne

Clemens Kube von der BGHM – Berufsgenossenschaft Holz und Metall in Berlin widmete sich in seinem Vortrag dem Thema „Oben bleiben!“. Dabei schilderte er mit viel Herzblut und Emotion die vielfältigen Gefahren am „Tatort Hubarbeitsbühne“ und erläuterte, wie diese verhindert werden können. Sein Fazit: „In zwei Dritteln aller Fälle sind die Ursachen für Unfälle menschliches Fehlverhalten, falsche Bedienung, mangelnde Einweisung, ungenaue Vorbereitung etc.“ Um dem vorzubeugen, wünscht sich Kube eine deutlich praxisbezogenere Ausbildung / Unterweisung an Hubarbeitsbühnen. Diese sollte die Bediener emotional ansprechen, denn nur so würde aus Fehlern gelernt. Sein Rezept: Die richtige Mischung aus gefährdungsorientierter Ausbildung + regelmäßig besondere Impulse setzen ( handlungsorientierte Unterweisung ) + Kontinuität bewahren.

Es gibt zukünftig keinen starren Bestandsschutz

Im dritten Vortrag wurde die neue Betriebssicherheitsverordnung oder wie sie jetzt heißt „Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Verwendung von Arbeitsmitteln“ von Rechtsanwalt Prof. Dr. Thomas Wilrich von der Hochschule München unter die Lupe genommen. Punktgenau und unterhaltsam veranschaulichte der Jurist, dessen besondere Expertise im Arbeitsrecht und Arbeitsschutz sowie im Technischen Recht und Umweltrecht liegt, was der Gesetzgeber hinter bestimmten Formeln und Formulierungen der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) verklausuliert hat. Dabei lautet sein Resümee: „Es gibt keinen ausdrücklichen Bestandsschutz mehr. Es geht weg vom starren, hin zum dynamischen Bestandsschutz.“

Unfallschwerpunkt „Leiter“

Hans-Helmut Brettschneider, Aufsichtsperson bei der BG BAU in der Bezirksprävention Nord, sprach ein sensibles Thema an. Er konfrontierte das Plenum mit der Frage „Wie sicher sind eigentlich Leitern?“ und traf damit zahlreiche Teilnehmer nicht nur beruflich an empfindlicher Stelle. In dem folgenden Vortrag verdeutlichte er gnadenlos die Schwächen des beliebten Arbeitsmittels. Gerade Sprossen- und Stufenleitern sind problematisch. Rund die Hälfte aller Arbeitsunfälle passieren auf der Leiter ¬– Stürze und Abstürze sind hier an der Tagesordnung. Die geschätzten Gesamtkosten aller Leiterunfälle in der Statistik für alle Unfallversicherungsträger hierzulande liegen bei knapp hundert Millionen Euro. Davon entfallen 30 Prozent auf die BG BAU. Er rät Bedienern zur Verwendung einer Podestleiter; empfahl aber deutlich die Verwendung von Low-Level-Bühnen als Alternative zur Leiter, wie die vor Ort ausgestellten Bühnen GTM 56 und GP 45.

Alle Unfälle lassen sich vermeiden

Zum Abschluss der Vortragsreihe schilderte Harald Gröner, Director of H&S Culture Project der RWE AG, in seinem Beitrag zum Thema „Einbindung und Weiterentwicklung von Partnerfirmen in die RWE H&S Leadership Kulturentwicklung“ lebhaft, welche Maßnahmen er ergreift, um Partnerfirmen auf die Sicherheitskultur des Auftraggebers einzunorden. Dabei steht für ihn fest: „Es gibt keinen tödlichen Unfall, der nicht vermeidbar wäre.“ Um die Sicherheit zu erhöhen, muss das menschliche Verhalten verändert werden. Er zitierte dabei Sokrates, der sagte: „Ein Mann, der die Welt verändern will, muss sich selbst verändern.“

Sicherheitszubehör am Arbeitsbühnenkorb

Wie mithilfe des SkyRakBoom®-Sicherheitssystems schwere und sperrige Lasten sicher und effizient nach oben transportiert werden können, davon konnten sich die Zuschauer im Ausstellungsbereich der Veranstaltung überzeugen. SkyRakBoom® ist eine Materialtransportvorrichtung, die auf dem Handlauf der Arbeitsbühne montiert wird und mit der sich lange, sperrige oder auch schwere Montageartikel wie Rohre, Lüftungskanäle oder Verkleidungen sicher im Arbeitskorb mitführen lassen. Auch das neueste Sicherheitsequipment aus dem Hause Gardemann wurde präsentiert: Es handelte sich hierbei um SkySiren®, eine Sicherheitseinrichtung zum Schutz vor Körperquetschungen von Personen im Arbeitskorb. Eine automatische Abschaltung der Bühne und ein akustisches Notfallsignal werden durch den Druck auf eine Sicherheitsleiste vor dem Steuerpult ausgelöst, so dass im Umkreis befindliche Kollegen dem Bediener der Arbeitsbühne zu Hilfe eilen können.

Neue Lkw-Arbeitsbühnen

Im Außenbereich konnten die Teilnehmer zudem die neuen Lkw-Arbeitsbühnen des Arbeitsbühnen-Spezialisten auf Herz und Nieren testen. Die neue Lkw-Arbeitsbühnen GL 330 wiegt lediglich 7,5 Tonnen bei einer Höhe von 33 Metern. Die Lkw-Arbeitsbühne GL 540 ist mit einem teleskopierbaren Korbarm ausgestattet, der eine große seitliche Reichweite ermöglicht. Zudem ist das tragkräftige Fahrzeug mit knapp 26 Tonnen deutlich leichter als vergleichbare Geräte. Die beiden neuen Arbeitsbühnen gehören zu einem der größten Investitionsprojekte der letzten Jahre, das die Firma Gardemann Anfang des Jahres realisiert hat.
www.gardemann.de