Mieter haben kaum Einfluss darauf, ob etwa die Gebäudehülle saniert oder eine neue Heizung eingebaut wird, können aber über ihr Verhalten die Energiewende unterstützen. „Unsere Untersuchung zeigt klar, dass Mieter Interesse an digitalen Energieprodukten haben – vorausgesetzt, sie sind verständlich und vermitteln nicht den Eindruck von Überwachung”, sagt Aileen Reichmann vom Forschungsbereich Strukturwandel am Wuppertal Institut und Erstautorin der Veröffentlichung „Heizenergie-Feedback im Mehrfamilienhaus: Interface-Gestaltung als Schlüssel für die partizipative Energiewende”. Am Beispiel der Heizenergie stellten die Forschenden allerdings auch fest, dass die Gestaltung passgenauer Feedbacks sehr herausfordernd ist.
Um ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse und Präferenzen zu gewinnen, führte das Wuppertal Institut im Rahmen des Projekts VISE-I zwei Online-Befragungen durch. Ergebnis war, dass sich die befragten Mieter nach ihrer Einstellung zu Heizenergie-Feedback grob in drei Gruppen einteilen lassen: offen, unentschlossen oder ablehnend. Die Gruppen unterscheiden sich unter anderem durch die Energiepreis-Betroffenheit, die Akzeptanz für die verwendeten Messsensoren sowie das Vertrauen in den Datenschutz.
Besonders interessant in Bezug auf das Heizenergie-Feedback ist jedoch ein anderer Punkt: Die Befragungen zeigen, dass die empfundene Selbstwirksamkeit ein zentraler Faktor für die Motivation ist. Wer überzeugt ist, den eigenen Energieverbrauch aktiv beeinflussen zu können, bewertet das bereitgestellte Feedback tendenziell als hilfreicher – und ist auch eher bereit, vorgeschlagene Sparmaßnahmen umzusetzen.

Auf Basis dieser Erkenntnisse entwickelten Aileen Reichmann, Christoph Tochtrop und Eva Eiling vom Wuppertal Institut folgende Handlungsempfehlungen, um Heizenergie-Feedback nutzerfreundlich und wirkungsvoll zu gestalten:
- Konkreter Mehrwert: Energie-Feedback sollte handlungsorientiert gestaltet sein.
- Leicht verständliche Informationen in Form von Infografiken und Text fördern die Inklusion.
- Konkrete, nachvollziehbare Handlungsoptionen sowie Informationen zum individuellen Einfluss – beispielsweise auf Kosten und CO2-Emissionen – können die Selbstwirksamkeit der Menschen stärken.
- Feedback-Formate flexibel gestalten: Das Feedback sollte sich beispielsweise an unterschiedliche Lebenssituationen anpassen lassen, etwa Schichtarbeit oder längere Abwesenheiten.
- Größtmöglicher Mehrwert: Neben raumspezifischen Informationen sollten auch Vergleichswerte einbezogen werden, wie normierte Verbräuche in vergleichbaren Häusern oder Informationen aus der Heizungsanlage. Langfristig sollten sämtliche Energie-Informationen gebündelt werden.
- Handlungsroutinen langfristig unterstützen: Feedback sollte in sinnvollen Intervallen (täglich bis monatlich) bereitgestellt werden.
- Digitale Infrastruktur so klein wie nötig halten, um Daten- und Ressourceneffizienz sicherzustellen.
- Kompetenzbildung unterstützen: Die Anwender sollten in puncto Energie- und Digitalkompetenz unterstützt werden.
- Daten sicher verarbeiten und transparent darstellen, um das Gefühl von Autonomieverlust zu vermeiden.

Das Projekt „Smart User Interfaces – Virtuelles Institut Smart Energy: Intelligente Schnittstellen für Nutzende im energieeffizienten Haushalt“ (VISE-I) ist unter dem Dach des Virtuellen Instituts Smart Energy (VISE) entstanden und wurde durch das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen von Juli 2022 bis Juni 2025 gefördert. Am Projekt waren neben dem Wuppertal Institut auch die Technische Hochschule Köln und das Europäische Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft beteiligt.
