Zeitschrift für Planung, Berechnung und Ausführung
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Branche appelliert an Politik

13 Verbände fordern in einem Appell an die neue Bundesregierung verlässliche Rahmenbedingungen mehr Klarheit für die Wärmewende. Bild: BWP

In einem gemeinsamen Appell rufen 13 führende Verbände der Wohnungswirtschaft, der Energiebranche, des Handwerks und der Umweltverbände die Bundesregierung dazu auf, endlich „Klarheit für die Wärmewende“ zu schaffen. Anlass seien weiterhin bestehende Verunsicherungen im Markt im Zusammenhang mit der angekündigten Überarbeitung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und der öffentlichen Debatte zur künftigen Rolle von Technologien wie der Wärmepumpe.

Insbesondere sei eine Präzisierung der Zielrichtungen und Maßnahmen dringend erforderlich. „Nur mit schneller Klärung, wie die ‚Abschaffung des Heizungsgesetzes‘ und die Einführung eines überarbeiteten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) zu verstehen sind, sowie mit Umsetzung einer langfristig verlässlichen Bundesförderung, [können] Sicherheit und Stabilität für alle Marktakteure gewährleistet werden“, heißt es wörtlich in dem Dokument.

Die unterzeichnenden Verbände fordern vier konkrete Maßnahmen:

  • Bekenntnis zum Klimaschutz: „Damit die klimapolitischen Ziele im Gebäudesektor erreichbar werden, muss die Modernisierung des Heizungsbestandes auf Basis von Anforderungen an den Einsatz erneuerbarer und klimaneutraler Energien in neuen Heizungsanlagen weiter vorangetrieben werden.“
  • Vereinfachtes und transparentes GEG mit 1:1-Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD): „Ein langwieriger Gesetzgebungsprozess zur Umsetzung der EPBD wie bei der letzten GEG-Novellierung ist unbedingt zu vermeiden.“
  • Langfristige Förderung: „Eine langfristig verlässliche und attraktive Bundesförderung […] schafft die erforderliche nachhaltige und wirksame Investitionssicherheit.“
  • Abstimmung zwischen GEG und Wärmeplanungsgesetz (WPG): „Eine bessere Abstimmung zwischen GEG und WPG stellt sicher, dass Synergien in der Planung und Umsetzung der Wärmewende effizient genutzt werden.“

Die Initiative richtet sich insbesondere an die nach dem Regierungswechsel zuständigen Fachministerien: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unter Bundesministerin Katherina Reiche, das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen unter Bundesministerin Verena Hubertz und das Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz und nukleare Sicherheit unter Bundesminister Carsten Schneider.

Im Rahmen der GEG-Reform die europäische Richtlinie konsequent und rasch umsetzen fordert der VDMA – eine Fristverlängerung bei Umsetzung der Europäischen Gebäuderichtlinie wäre seiner Ansicht nach ein falsches Signal. Bild: VDMA Forum Gebäudetechnik / Shutterstock
Im Rahmen der GEG-Reform die europäische Richtlinie konsequent und rasch umsetzen fordert der VDMA – eine Fristverlängerung bei Umsetzung der Europäischen Gebäuderichtlinie wäre seiner Ansicht nach ein falsches Signal. Bild: VDMA Forum Gebäudetechnik / Shutterstock

VDMA unterstützt Forderung nach schneller EPBD-Umsetzung

In einer davon unabhängigen Stellungnahme forderte auch das VDMA Forum Gebäudetechnik nach Analyse des Koalitionsvertrags die neue Bundesregierung auf, bei der geplanten Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) die Umsetzung der Europäischen Gebäuderichtlinie (EPBD) nicht auf die lange Bank zu schieben. „Wir freuen uns über die Einsicht der Koalitionäre, dass der Gebäudesektor für die Erreichung der Klimaziele eine zentrale Rolle spielt“, sagt Dr. Laura Dorfer, Geschäftsführerin VDMA Armaturen und VDMA Sanitärtechnik und -design.

Gerade deswegen sei es essenziell, die EPBD zügig im GEG umzusetzen – nur so könne die Politik der gebäudetechnischen Industrie und dem Handwerk die erforderlichen stabilen Rahmenbedingungen verschaffen. Und Robert Hild, Geschäftsführer VDMA Allgemeine Lufttechnik, stößt ins selbe Horn: „Das Bestreben nach Fristverlängerung sendet ein falsches Signal. Wir brauchen eine konsequente Umsetzung der EPBD, um den Gebäudesektor nachhaltig zu transformieren.“

Die EPBD legt unter anderem neue Mindeststandards für Energieeffizienz fest. Denn durch technische Maßnahmen wie den Austausch veralteter Thermostate und Umwälzpumpen, die Optimierung von Lüftungssystemen, die Implementierung moderner Gebäudeautomation oder den Einsatz wassersparender Armaturen lässt sich der Energieverbrauch im Gebäudesektor erheblich senken. Dorfer betont: „Der Einsatz moderner Sanitär- und Installationstechnik bietet ein großes Potenzial, in Gebäuden weniger warmes Trinkwasser zu verbrauchen. Wir fordern, gerade diesen Hebel zur CO2-Einsparung endlich adäquat im GEG zu berücksichtigen.“

Zugleich befürwortet das VDMA Forum Gebäudetechnik die Aussage im Koalitionsvertrag, das neue GEG technologieoffener, flexibler und einfacher zu halten. „Eine unmissverständliche Ausgestaltung verspricht mehr Planungssicherheit, was Bau und Sanierung beleben und die Branche aus der Talsohle führen könnte“, sagt Hild und betont: „Die deutsche und europäische Gebäudetechnik ist Garant für höchste Energieeffizienz, Raumluft- und Trinkwasserqualität sowie für leistungsfähige Gebäudeautomation. Durch ihre Innovationskraft ist sie ein wichtiger europäischer Standortfaktor.“

Gleichzeitig stärke die EPBD die Digitalisierung als zentrale Grundlage für Transparenz, Monitoring und gezielte Sanierungen und enthält aus Sicht des VDMA Forum Gebäudetechnik schon jetzt viele positive Aspekte. Dazu zählen neue Vorgaben für die Gebäudeautomatisierung, energetische Inspektionen für TGA-Systeme (Heizung, Klima, Lüftung), die Einführung einer Gebäudedatenbank, das Bewertungsinstrument „Smart Readiness Indicator“ sowie die erstmalige Integration der Innenraumqualität und der Raumluftqualität.

Die Wärmepumpe wird von Daikin als erprobte, effiziente und zukunftssichere Schlüsseltechnologie zur Umsetzung der Wärmewende und zur Erreichung der Klimaziele in Deutschland und Europa gesehen. Bild: Daikin
Die Wärmepumpe wird von Daikin als erprobte, effiziente und zukunftssichere Schlüsseltechnologie zur Umsetzung der Wärmewende und zur Erreichung der Klimaziele in Deutschland und Europa gesehen. Bild: Daikin

Wärmepumpe bleibt Schlüsseltechnologie der Wärmewende

Unterstützung für die Kontinuität in der Branche kam auch von Herstellerseite. Denn die aktuell erneut entfachten Diskussionen rund um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) – mit Aussagen wie „Abschaffung des Heizungsgesetzes“ oder irreführenden Bezeichnungen wie „Zwang zur Wärmepumpe“ (so zuletzt die neue Bundesministerin für Wirtschaft und Energie Katherina Reiche am 19. Mai in einem Interview des Handelsblatt) – sorgen vielerorts erneut für Verunsicherung statt für Orientierung. Die Wärmepumpe ist und bleibt eine erprobte, effiziente und zukunftssichere Schlüsseltechnologie zur Umsetzung der Wärmewende und zur Erreichung der Klimaziele in Deutschland und Europa betont beispielsweise Daikin.

„Als Hersteller der weltweit ersten Hochtemperatur-Wärmepumpe für private Anwendungen bereits im Jahr 2008 und der mit über 1,3 Millionen verkauften Geräten meistverkauften Luft-Wasser-Wärmepumpe für Einfamilienhäuser in Europa verfügen wir über umfassende Erfahrung mit der Wärmepumpentechnologie. Wir sind überzeugt, dass die Wärmepumpe eine zentrale Rolle für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors und damit für eine klimafreundliche Zukunft spielt“, betont Martin Krutz, Geschäftsführer der Daikin Airconditioning Germany GmbH. Diese Einschätzung basiert nicht nur auf profunder technologischer Erfahrung, sondern nimmt auch Bezug auf die aktuellen Diskussionen rund um die Wärmepumpe.

Im Zuge der Diskussionen rund um das Gebäudeenergiegesetz sei es wichtig, Klarheit zu schaffen: Es besteht kein Zwang zur Wärmepumpe. Es gibt lediglich die Pflicht, neue Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien zu betreiben (65 Prozent-EE-Vorgabe). Für Neubauten in Neubaugebieten gilt dies seit dem 1. Januar 2024. In allen anderen Fällen greift die Regelung erst nach Vorlage der kommunalen Wärmepläne – in Städten über 100.000 Einwohner bis spätestens 30. Juni 2026, in kleineren Gemeinden bis spätestens 30. Juni 2028.