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Roca übernimmt insolvente Alape

Die neue Geschäftsleitung von Alape (von links): Andrea Jürgens, Michael Gatzke und Dr. Julia Rami. Bild: Roca / Andreas Rudolph

Die spanische Roca-Gruppe, nach eigenen Angaben einer der Weltmarktführer im Bereich Design und Produktion von Badmöbeln, expandiert in Deutschland und erwirbt mit Wirkung zum 16. Oktober 2023 die deutsche Alape GmbH mit Sitz in Goslar/Hahndorf. Als etablierte Premiummarke hat sich Alape auf die Produktion von Badobjekten aus emailliertem Stahl spezialisiert. Mit der Übernahme bleibt ein Großteil der Arbeitsplätze am Hauptsitz des Unternehmens erhalten und die Marke eigenständig mit eigener Geschäftsstrategie, wobei führende Mitarbeiter die Leitung des Unternehmens übernommen haben.

Neue Führungsmannschaft

Das neue Führungstrio besteht aus Michael Gatzke (Kaufmännischer Leiter), Andrea Jürgens (Leiterin Marketing und Design) und Dr. Julia Rami (Leiterin Produktion). Mit der Rettung des Unternehmens aus dem vorläufigen Insolvenzverfahren sichert die Übernahme auch über 90 von etwa 150 Arbeitsplätzen. Das 125 Jahre alte Werk im norddeutschen Hahndorf bei Goslar bleibt erhalten und wird weiterhin als Produktions- und Innovationszentrum des Unternehmens dienen. Hier fertigt Alape seine emaillierten Stahlwaschbecken in einer Kombination aus Handwerkskunst und Hightech-Verfahren.

Die Übernahme soll in erster Linie Vorteile für den Absatz und die Marktposition beider Unternehmen bringen. Alape wird Teil eines Global Players mit 21.000 Beschäftigten. Dies ermögliche einen besseren Zugang zum internationalen Projektgeschäft, zum Vertriebsnetz von Roca in 170 Ländern sowie zu Materialien und Technologien. Umgekehrt profitiere die Gruppe von der Expertise des deutschen Herstellers von Stahlemaille-Produkten und erweitert ihr Mehrmarkenportfolio um eine Premiummarke mit besonderer Materialkompetenz, die nach Angaben von Roca nur wenige Hersteller beherrschen. Das hochwertige Design von Alape sei bei Architekten, Innenarchitekten und designbewussten Kunden in aller Welt bekannt.

Weiter mit eigenständiger Marke und eigener Strategie unterwegs

Mit der Umstrukturierung werde das Unternehmen auf eine stabile Basis gestellt und könne als eigenständige Marke mit eigener Strategie und Unternehmenskultur weitergeführt werden. Die Hauptmärkte von Alape liegen in Deutschland, der Schweiz, Österreich und den Benelux-Ländern, wo emaillierter Stahl ein beliebtes Material für Duschen, Badewannen und Waschbecken ist.

Emaillierter Stahl wird vor allem wegen seiner hervorragenden Robustheit, Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit geschätzt. Er ist hygienisch und pflegeleicht und lässt sich sehr präzise verarbeiten. Diese Eigenschaften machen ihn zu einer Ergänzung des bisher von Keramik, Mineralguss und Saphirkeramik dominierten Waschtischportfolios der Roca-Gruppe. Beide Unternehmen sehen in der Materialvielfalt und der gestalterischen Kohärenz Schlüsselfaktoren für ihren langfristigen Erfolg im hart umkämpften Badmarkt.

„Die Integration in die Roca-Gruppe ist für Alape eine hervorragende Möglichkeit, die Vertriebsstrukturen nachhaltig auszubauen“, lässt sich der neue kaufmännische Leiter Michael Gatzke zitieren. „Sie ist ein entscheidender Schritt, mit dem wir unsere Premiumprodukte in weiteren Märkten anbieten wollen.“ Marketing- und Design-Leiterin Andrea Jürgens ergänzt: „Wir werden die Premium-Marktposition der Marke stärken und sie sorgfältig weiterentwickeln, um den Bedürfnissen unserer Kunden bestmöglich zu entsprechen. Wir werden unseren hohen Qualitätsstandards treu bleiben und das Markenportfolio der Roca-Gruppe perfekt ergänzen.“

Insolvenzverfahren im Juli eröffnet

Insolvenzverwalter Silvio Höfer, Partner der Kanzlei Anchor Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, hatte Anfang der Woche die Alape GmbH an den spanischen Badmöbelhersteller Roca übergeben. Bereits am 2. Oktober hatte Höfer mit Roca den für die übertragende Sanierung erforderlichen Kaufvertrag geschlossen, nachdem tags zuvor das Amtsgericht Goslar das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Alape eröffnet und Höfer zum Insolvenzverwalter bestellt hatte.

Anfang Juli 2023 hatte Alape einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim zuständigen Gericht gestellt. Die Ursachen dafür lagen im Wesentlichen in erheblichen Nachfragerückgängen der Kunden und in den gestiegenen Energiekosten bei der Produktion.

Der Insolvenzverwalter Silvio Höfer ist Partner der Kanzlei Anchor Rechtsanwaltsgesellschaft. Bild: Anchor
Der Insolvenzverwalter Silvio Höfer ist Partner der Kanzlei Anchor Rechtsanwaltsgesellschaft. Bild: Anchor

Seit der Anordnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens führte das Anchor-Team um Höfer den Geschäftsbetrieb des Unternehmens fort und leitete noch im Juli 2023 einen Investorenprozess ein. Mit der Suche nach einem geeigneten Investor beauftragte Höfer die Beratungsgesellschaft Wayes. Im Rahmen eines strukturierten M&A-Prozesses (Mergers and Acquisitions, Fusion und Kauf von Unternehmen) gelang es einen geeigneten Käufer für Alape zu finden.

„Ich bin sehr froh, dass wir trotz eines schwierigen Marktumfeldes die Alape GmbH in die Hände der Roca-Gruppe übergeben konnten. Mit Roca haben wir einen stabilen und weltweit bekannten Investor gefunden, der perfekt zu Alape passt“ so Silvio Höfer zu dem Verkauf. Alape war zuvor eine 100prozentige Tochter der Dornbracht AG & Co. KG.