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Nachhaltiges Wirtschaften – längst ein Erfolgsmodell

Gesellschafter Manfred Roth hob beim „Forum Wirtschaft & Wissenschaft“, zu dem die Roth Industries gemeinsam mit dem RKW Hessen Ende September 2023 eingeladen hatten, in seiner Begrüßung die hohe Industriedichte in der hessischen Region hervor, in der auch der Firmensitz von Roth Industries liegt. Bild: SHT / K. Klotz

Dass nachhaltiges Wirtschaften längst ein Erfolgsmodell ist und der Weg zu einem Nachhaltigkeitsbericht, der oft als „Zwangsjacke“ wahrgenommen werde gar nicht so lang sein muss und mithilfe von Einstiegsberatungen leichter gelingen kann, zeigten die Vorträge beim „Forum Wirtschaft & Wissenschaft“, zu dem die Roth Industries gemeinsam mit dem RKW Hessen Ende September 2023 eingeladen hatte (siehe SHT-Beitrag Chancen durch Nachhaltigkeit und KI).

Oliver Conz, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und früher selbst langjähriger RKW-Mitarbeiter, lenkte in seinem Grußwort den Blick auf die Erfolgsgeschichte des nachhaltigen Wirtschaftens, die bei aller notwendigen weiteren Anstrengung manchmal vergessen werde: In vielen Bereichen ist die Produktion bereits viel sauberer geworden – und gleichzeitig hat sich Deutschland wirtschaftlich sehr erfolgreich entwickelt. Auch Digitalisierung und KI bezeichnete Oliver Conz als wichtige Ansatzpunkte, wobei die Digitalisierung „Mutter aller KI“ sei.

Oliver Conz, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und früher selbst langjähriger RKW-Mitarbeiter, lenkte in seinem Grußwort den Blick auf die Erfolgsgeschichte des nachhaltigen Wirtschaftens und bezeichnete die Digitalisierung „Mutter aller KI“. Bild: SHT / K. Klotz
Oliver Conz, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und früher selbst langjähriger RKW-Mitarbeiter, lenkte in seinem Grußwort den Blick auf die Erfolgsgeschichte des nachhaltigen Wirtschaftens und bezeichnete die Digitalisierung „Mutter aller KI“. Bild: SHT / K. Klotz

Der – gar nicht so lange – Weg zum Nachhaltigkeitsbericht

Doch bevor die Chancen der Künstlichen Intelligenz auf dem Programm standen, erläuterte Sascha Allissat, in der Roth Geschäftsleitung für die Produkttechnik und -entwicklung zuständig, dem Auditorium noch den Weg der Roth Werke hin zu einem Nachhaltigkeitsbericht. Dabei ließ er auch die Schwierigkeiten und Hemmnisse nicht aus, zog dennoch ein positives Fazit des Prozesses, der auch in Unternehmen, die sich bereits dem nachhaltigen Wirtschaften verpflichtet sehen, oft als „Zwangsjacke“ wahrgenommen werde, da der Grad der Formalisierung als Grundlage für die Einführung eines solchen Berichts steigt.

Bei Roth Industries gab es eine ganze Reihe von Gründen für ein solches formalisiertes Vorgehen:

  • Großhandelsgruppen und andere große internationale Unternehmen fordern es zunehmend ein, zum Teil weil sie selbst davon überzeugt sind, teilweise auch, weil sie sich selbst entlasten und „enthaften“ wollen, indem sie Verantwortung an Lieferanten übergeben.
  • So oder so greift für Roth Industries ab 2025 die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU, die für Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiter und über 40 Millionen Euro Umsatz einen Nachhaltigkeitsbericht verpflichtend als Ergänzung zum Jahresabschluss vorsieht (für Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeitern schon 2024).
  • Zu den weiteren Beweggründen gehörte die angestrebte Weiterentwicklung der Organisation beim Nachhaltigkeitsmanagement, der Wunsch nach mehr Transparenz gegenüber Finanzakteuren (EU-Taxonomie) und perspektivisch einer zusammenfassenden Darstellung der Leistungen sowie Produkte gemäß EMAS-Verordnung (Eco-Management and Audit Scheme, Umweltmanagement- und Auditierungssystem), Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und Ratings nach Corporate-Social-Responsibility-Kennzahlen (CSR).

Schritte zum Nachhaltigkeitsbericht

Abgeschlossen sein soll das Nachhaltigkeitsreporting bei Roth Industries Anfang 2024 und zunächst als DNK-Bericht erfolgen. Aufgrund der großen Schnittmenge der etwa darin verwendeten 120 Kennzahlen bilde dies eine gute Basis für ähnliche Reportings nach GRI (Global Reporting Initiative) oder CSRD.

Nach der Sondierung und Umfeldanalyse im August 2022 gab es im Herbst und Winter zwei Workshops zur Definition und Abstimmung, bevor die eigentliche Arbeitsphase starten konnte. Dabei wurde das Vorgehen im dritten Quartal zunächst für ein Teil des Nachhaltigkeitsberichts probehalber umgesetzt und mit den daraus gewonnenen Erfahrungen im Q4 auf das Gesamtwerk erweitert werden. Bis Dezember sollen Überarbeitung und DNK-Erklärung fertig sein, sodass die Einbindung in den Jahresabschluss erfolgen und die Kommunikation beginnen können.

Sascha Allissat, in der Roth Geschäftsleitung für die Produkttechnik und -entwicklung zuständig, ermunterte das Publikum, den Weg zum Nachhaltigkeitsbericht in Angriff zu nehmen. Bild: SHT / K. Klotz
Sascha Allissat, in der Roth Geschäftsleitung für die Produkttechnik und -entwicklung zuständig, ermunterte das Publikum, den Weg zum Nachhaltigkeitsbericht in Angriff zu nehmen. Bild: SHT / K. Klotz

„Das Thema ist handhabbar“, brachte Sascha Allissat die Erfahrungen seiner Arbeitsgruppe auf den Punkt. Sein pragmatischer Rat lautet daher: „Einfach starten – es lohnt sich!“

Einstiegsberatung zum Nachhaltigen Wirtschaften

Ähnlich gipfelte auch Laura Radermachers Vortrag, der den schmalen Grat zwischen Nachhaltigkeitskommunikation und vermeintlichem „Greenwashing“ beleuchten sollte, in einem Mutmach-Appell – im Fall der Geschäftsführerin der Birkhoven GmbH Mut für den ersten Schritt. Das war in dem von ihr 2019 übernommenen Maßbekleidungsunternehmen im November 2022 eine Einstiegsberatung für nachhaltiges Wirtschaften des RKW, die „alles ins Rollen gebracht“ hat. Denn eine Analyse des Status quo zeigte, dass im Unternehmen vieles schon nachhaltig gemacht wurde, es fehlte aber die Kommunikation. Heute werden zum Beispiel Maßanzüge in gebrauchten Kartonagen versandt, jedoch mit einem erklärenden Schild, das den Kunden auf die Nachhaltigkeit dieser Maßnahme hinweist.

Laura Radermacher, Geschäftsführerin der Birkhoven GmbH, unterstrich den Wert von Einstiegsberatungen auf dem Weg zu nachhaltigem Wirtschaften. Bild: SHT / K. Klotz
Laura Radermacher, Geschäftsführerin der Birkhoven GmbH, unterstrich den Wert von Einstiegsberatungen auf dem Weg zu nachhaltigem Wirtschaften. Bild: SHT / K. Klotz

Solche Einstiegsberatungen werden in Hessen nach wie vor angeboten und sind stark nachgefragt; am Veranstaltungstag waren für die aktuelle Runde nur noch zwei von 45 Plätzen verfügbar, RKW-Hessen-Geschäftsführer Sascha Gutzeit erwähnte. Der Jungunternehmerin Laura Radermacher hat die Einstiegsberatung nach eigenen Angaben insbesondere die Angst genommen, dass ein Unternehmen ein bestimmtes Ziel vollständig erreichen muss, um als nachhaltig zu gelten – vielmehr gehe es darum, sich auf den Weg dorthin zu machen. Und das sei nicht so schwer, wie ursprünglich gedacht: „Es braucht nicht immer große Ressourcen, sondern Motivation!“, forderte sie zur Nachahmung auf.

Im Übrigen machte sich Sascha Gutzeit, der auch die Moderation der Veranstaltung übernommen hatte, für die geschickte Verknüpfung von Künstlicher Intelligenz (KI) und Nachhaltigkeit stark, weil sie gerade kleinen und mittleren Unternehmen Wettbewerbsvorteile eröffne – beispielsweise durch KI-gestützte Ressourcenplanung, Energiemanagement oder auch Lieferkettenoptimierung, die zu verbesserter Effizienz und einem reduzierten ökologischen Fußabdruck führen. 

Was KI-Assistenzsysteme heute schon können und wie die Chancen, die sich aus der Künstlichen Intelligenz im eigenen Unternehmen heute schon ergeben, kam in der Veranstaltung bei Roth Industries in drei weiteren Vorträgen zur Sprache, die der folgende Beitrag zusammenfasst:

Künstliche Intelligenz für kleine Unternehmen (verfügbar ab 23. Oktober 2023)

Dr. Karlhorst Klotz, Redaktion SHT

Hintergrund
Das RKW Hessen wird als eigenständige Beratungs- und Weiterbildungsorganisation des Landes Hessen von Unternehmen und Wirtschaftsorganisationen getragen und widmet sich als „Mittelstandsverstärker“ insbesondere Existenzgründungen sowie kleinen und mittleren Unternehmen. Zum zweiten Mal nach 2015 beging das RKW seine Jahrestagung in Kooperation mit dem „Forum für Wirtschaft & Wissenschaft“ der Roth Industries, in diesem Jahr zum Thema „Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz“.