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Villeroy & Boch übernimmt Ideal Standard

Alte Abtei in Mettlach, Firmensitz von Villeroy & Boch, nach eigenen Angaben eine der weltweit führenden Premium-Marken für keramische Produkte. Bild: Villeroy & Boch

Villeroy & Boch hat heute bindende Verträge zum Erwerb aller operativen Gesellschaften der Ideal Standard Group unterzeichnet. Beide Unternehmen ergänzen sich in ihrer regionalen Präsenz, ihren Vertriebsstrategien und hinsichtlich ihres Produkt- und Markenportfolios, teilte das 1748 gegründete Familienunternehmen mit Hauptsitz in Mettlach (Saarland) mit. Daraus ergebe sich die Basis für eine stärkere Wettbewerbsposition und zusätzliches Wachstum.

In einer Branche mit weltweitem Wachstumspotenzial werde das integrierte Unternehmen, nach Vollzug der Transaktion, zu den umsatzstärksten Badprodukteherstellern Europas aufschließen. Verkäufer der Ideal-Standard-Anteile sind von der Anchorage Capital Group und von CVC Credit verwalteten Gesellschaften. Der Kaufpreis beruhe auf einer Unternehmensbewertung von rund 600 Millionen Euro.

Der Umsatz von Villeroy & Boch im Bereich Bad & Wellness verdoppelt sich durch den Zusammenschluss auf 1,4 Milliarden Euro. Inklusive des Dining&Lifestyle-Geschäfts bedeute dies eine Steigerung auf über 1,7 Milliarden Euro (im Geschäftsjahr 2022 rund 995 Millionen Euro) für den Gesamtkonzern. „Mit dem Zusammengehen werden wir nun im Badbereich auch umsatzmäßig zu den größten Akteuren auf dem europäischen Markt aufschließen“, erklärt Frank Göring, Vorstandsvorsitzender von Villeroy & Boch. „Unsere komplementären Stärken steigern unsere Wettbewerbsfähigkeit und verbessern unsere Ausgangsposition für zusätzliches Wachstum deutlich.“

Synergien erwartet

Der Zusammenschluss schaffe eine schlagkräftige Verbindung mit sich ergänzenden etablierten Marken- und Vertriebsstrategien: So sei Villeroy & Boch geografisch vor allem in Zentral- und Nordeuropa sowie Asien stark verankert, Ideal Standard hingegen insbesondere in UK, Italien und der Region Mittlerer Osten sowie Nordafrika. Während Villeroy & Boch vor allem auf das gehobene Privatkundengeschäft ausgerichtet sei, verfüge Ideal Standard über Know-how im Projekt-Geschäft, unter anderem für die öffentliche Hand, das Gesundheitswesen sowie für Entwickler großer Wohn-, Hotel- und Gewerbeimmobilien. Zudem bringe Ideal Standard neben Badkeramik und anderen Produktbereichen ein sehr profitables Armaturengeschäft ein, das im abgelaufenen Geschäftsjahr mehr als ein Drittel des Umsatzes generierte.

Jan Peter Tewes, CEO von Ideal Standard, sagt: „Villeroy & Boch und Ideal Standard ergänzen sich sowohl auf Produktebene als auch beim Markenportfolio und profitieren gegenseitig von ihren unterschiedlichen Vertriebskanälen. Beide Unternehmen werden eine mitentscheidende Rolle bei der weiteren Branchenausrichtung spielen. Dieser Entwicklung sehen wir mit Freude entgegen!“

Frank Göring betont neben strategischen Übereinstimmungen auch die kulturelle Ähnlichkeit: „Wir zeichnen uns durch traditionsreiche, starke Marken aus und teilen ähnliche Werte. Dazu gehören eine ausgesprochene Serviceorientierung, ein Gespür für gutes Design und ein beständiges Streben nach Innovation.“

Wachstumschancen durch zusätzliche Kompetenzen

Villeroy & Boch hebt mit dem Zusammenschluss sein Badgeschäft nach eigenen Angaben nicht nur quantitativ auf ein neues Niveau, sondern erschließt zudem signifikante, zusätzliche Wachstumspotenziale. Die durch Übernahme hinzugewonnene Herstellerkompetenz im Armaturengeschäft, Expertise im Projektgeschäft und die Marktpositionen in UK, MENA und Italien ermöglichen eine bessere Marktdurchdringung sowie Abdeckung bestimmter Regionen und Produktsegmente.

„Die Badbranche bleibt ein dynamischer, globaler Wachstumsmarkt, in dem es aber für die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsinvestitionen zunehmend auf Skaleneffekte ankommen wird. Strategisch ist die Akquisition für Villeroy & Boch allein deswegen schon daher der richtige Schritt. Hinzu kommt, dass Ideal Standard unser eigenes Geschäftsmodell hervorragend ergänzt. Für den Unternehmensbereich Bad & Wellness und für Villeroy & Boch insgesamt beginnt eine neue Ära“, sagt Andreas Schmid, Aufsichtsratsvorsitzender von Villeroy & Boch.

Finanzielle Transaktion

Villeroy & Boch wird die Transaktion aus vorhandenen liquiden Mitteln sowie mit Fremdkapital in Höhe von rund 250 Mio. EUR finanzieren. Die Transaktion steht unter Vorbehalt der üblichen regulatorischen Prüfungen und Genehmigungen sowie der erfolgreichen Ablösung der von Ideal Standard International S.A ausgegebenen Anleihe über 325 Mio. EUR. Im Gegensatz zu den üblichen Pensions- und weiteren Verpflichtungen aus dem operativen Geschäft sind die Anleihe und verschiedene Finanzverbindlichkeiten nicht Bestandteil der Transaktion.

„Der Zusammenschluss erfolgt auf Basis einer soliden Finanzierungsstruktur. Auch sind die bestehenden Darlehen auf Verkäuferebene nicht Teil des Transaktionsumfangs und werden bei Closing nicht von Villeroy & Boch übernommen“, so Villeroy & Boch-Finanzvorstand Dr. Markus Warncke. Der Abschluss der Transaktion wird für Anfang 2024 erwartet.