Ab dem 26. November zeigt das Red Dot Design Museum in Essen mit „Simplicity“ eine Ausstellung, in der sich alles um das Prinzip der Einfachheit im Design dreht. Anhand historischer sowie aktueller Designobjekte macht die Ausstellung deutlich, dass Simplicity viele verschiedene Facetten hat – neben einer ästhetischen etwa auch eine ökonomische, eine funktionale und eine emotionale Komponente. Denn Einfachheit im Design meint nicht nur ein minimalistisches Erscheinungsbild, sondern in vielen Fällen auch eine tatsächliche Vereinfachung der Produkte, also eine Reduzierung ihrer Komplexität und damit einhergehend die Verbesserung des Gebrauchserlebnisses der Nutzer. Und so wird in der Ausstellung nachvollziehbar, was schon Leonardo Da Vinci meinte, als er einst befand: „Einfachheit ist die höchste Stufe der Vollendung.“
Einfachheit in der Produktgestaltung gewinnt erst mit Beginn der Industrialisierung im ausgehenden 18. Jahrhundert an Bedeutung. Mit der Einführung der maschinellen Fertigung mussten auch mehr und mehr Produkte so gestaltet werden, dass sie im Rahmen der industriellen Massenproduktion effizient hergestellt werden konnten. Die Einfachheit war schlicht Mittel zum Zweck und wurde zum Schlüsselprinzip des Modernismus. Bis heute hat das Gestaltungsprinzip der Einfachheit nichts an Relevanz und Aktualität verloren. „Simplicity ist ein wichtiger Ansatz zur Bewältigung der komplexen Herausforderungen der Zukunft. Er sorgt dafür, dass hochtechnische Produkte beherrschbar bleiben“, so Professor Dr. Peter Zec, Initiator und CEO von Red Dot.
Thonet No. 14 – Simplicity ist innovativ
Vorreiter in Sachen „Simplicity im Design“ war der Stuhl Thonet No. 14 mit seiner neuen, einfachen und zurückhaltenden Form. Diese machte ihn zum „Stuhl der Stühle“ und zu einer Ikone der Einfachheit im Industrie- und Produktdesign. Grundlage für diesen 1859 gestalteten Stuhl war die von Michael Thonet perfektionierte Technik des Biegens von massivem Holz, was trotz des reduzierten Materialeinsatzes eine hohe Stabilität gewährleistete. Der Stuhl läutete damit einen grundlegenden Wandel im Design ein. In seine sechs Einzelteile zerlegt, ließ er sich platzsparend in die ganze Welt verschicken und vor Ort zusammenbauen. Der Thonet No. 14 gilt heute als der meistproduzierte Stuhl der Welt.
Red and Blue Chair – Simplicity ist modern
Mit dem Konzept und der Gestaltung eines beeindruckend schlichten, streng geometrischen Sitzmöbels, des Red and Blue Chairs, verhalf der niederländische Architekt und Designer Gerrit Thomas Rietveld der Moderne zum Durchbruch. Revolutionär war die Tatsache, dass Rietveld seine Idee der Allgemeinheit zugänglich machte, indem er die Bauanleitung des Stuhls veröffentlichte. Jeder, der möchte, kann den Sessel, der sich aus 13 Vierkanthölzer, zwei Buchenlatten und zwei Schichtholzplatten für Sitzfläche und Rückenlehne zusammensetzt, einfach nachbauen.
Fiat Nuova 500 – Simplicity ist demokratisch
Mit dem Fiat Nuova 500 kam 1957 ein Auto auf den Markt, das kaum anders als Minimalauto bezeichnet werden kann. Mit einer Länge von nur 2,97 m, einer Breite von 1,32 m und einem Gewicht von 500 kg war das Auto extrem kompakt, bot im Innenraum aber dennoch Platz für eine vierköpfige Familie. Die Einfachheit des Kleinstwagens zeigte sich auch in seiner spartanischen Ausstattung – die Scheiben konnten nicht heruntergekurbelt werden, der Tacho war klein und das Lenkrad dünn, und der Motor brachte es auf gerade einmal 13,5 PS. Und doch war der Fiat Nuova 500 ein vollwertiges Auto, das sich nach kurzen Anlaufschwierigkeiten großer Beliebtheit erfreute. Dies war einerseits dem Karosseriedesign zu verdanken, das große Sympathien weckte, andererseits dem geringen Anschaffungspreis, wodurch der Traum vom eigenen Auto für viele erstmals in greifbare Nähe rückte. Simplicity mündete hier in einem minimalen Auto mit minimalem Preis und maximalen Beliebtheitswerten.