Mit der Studie „Wärmewende 2030“ versucht der Think Tank Agora Energiewende darzustellen, wie der Wärmemarkt 2030 aussehen muss, um die Klimaschutzziele der Bundesregierung in 2050 zu erreichen.
Im Unterschied zu früheren Betrachtungen spielen der Energieträger Gas sowie die vorhandene Infrastruktur des deutschen Gasnetzes auch 2030 noch eine tragende Rolle. Hybride Systeme, bestehend aus einer Kombination von Brennwertgeräten und Wärmepumpen, werden für den gleitenden Übergang von der fossilen zur erneuerbaren Energie auch dann noch benötigt. Agora nähert sich damit der BDH-Strategie einer breit gefächerten, technologieoffenen Lösung an, die neben dem wachsenden Anteil von Strom auf Sicht auch noch gasförmige sowie liquide Brennstoffe umfasst, die über Power-to-X-Konzepte ebenfalls mehr und mehr erneuerbare Anteile erhalten. Eine zentrale Rolle bei den künftigen Wärmeerzeugern spielen laut Agora Wärmepumpen, da sie mit ihrer hohen Effizienz sehr gut für die Direktnutzung von Strom und damit als Sektorkopplungstechnologie geeignet sind, soweit ihr Einsatz unter passenden Bedingungen erfolgt. Damit sie hocheffizient arbeitet, benötigt diese Technologie einen niedrigen Wärmebedarf, also eine energetisch gute Gebäudehülle.
Diese Auffassung teilt der BDH im Grundsatz und bewertet den starken Trend zu Wärmepumpen positiv. Allerdings haben Wärmepumpen heute noch keine fünf Prozent Anteil am Bestand der insgesamt 20 Millionen Wärmeerzeuger in Deutschland. Ihr Marktvolumen lag 2016 bei rund 70.000 Stück, die zum größten Teil in den Neubau gingen. Der von Agora geforderte Bestand von sechs Millionen Wärmepumpen bis 2030 wird vor diesem Hintergrund realistischerweise kaum erreicht werden können.
Hinsichtlich der Forderung einer Verdopplung der Versorgung über Wärmenetze warnt der BDH vor Anschluss- und Benutzungszwängen, Wärmelieferungskartellen und Wettbewerbsverzerrungen im Wärmemarkt. Stattdessen sollte das Spektrum innovativer Technik in ganzer Breite genutzt werden, das die Heizungsbranche schon heute bietet. .
„Schade, dass Agora sich auf ein einziges Szenario beschränkt und auch jede Kostenbetrachtung unterlässt“, betont Manfred Greis, Präsident des BDH. Davon abgesehen wird an keiner Stelle auf das Potenzial innovativer Technologien zur Kraft-Wärme-Kopplung wie Brennstoffzellenheizungen oder der Digitalisierung des Wärmemarktes eingegangen.
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„Anstelle von ideologisch motivierten Technologiegeboten oder –verboten“, so Greis, „brauchen wir klare und wirtschaftlich umsetzbare Empfehlungen für die Anlagenbetreiber bezogen auf deren individuelle Situation sowie attraktive Anreize, vorhandenes privates Kapital in die energetische Gebäudesanierung zu investieren. Die Politik sollte endlich die längst überfällige Steuerabschreibung im selbst genutzten Wohneigentum auf den Weg bringen. Die deutsche Heizungsindustrie hält die technischen Lösungen bereit.“
www.bdh-koeln.de
Studie „Wärmewende 2030“
Verfasst am März 22, 2017