Wer falsch heizt und lüftet, hat nicht nur erhöhte Heizkosten, sondern verschlechtert das Raumklima, fördert die Bildung von Schimmelpilzen, riskiert Schäden an Möbeln und am Bauwerk und kann schlimmstenfalls seine Gesundheit gefährden. So können zum Beispiel die Schleimhäute leiden oder Allergien oder Atemwegserkranken entstehen. Richtiges Heizen und Lüften – da denken die meisten an den Griff zum Heizungsthermostaten oder zum Fensterhebel. Doch ganz so einfach ist das nicht, erklärt der BVS-Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger e.V.
Schimmelpilze lieben feuchte Luft. Sie wachsen bereits bei 70% relativer Luftfeuchte. In gut gelüfteten Räumen sollte die Luftfeuchte bei 35 bis 55% liegen. Jeder Mensch gibt in der Nacht bis zu 1,5 Liter Wasser ab. Auch durch Duschen, Kochen, Wäschewaschen und Pflanzengießen gelangt Wasser in die Raumluft. So können durchaus täglich zwischen 12 und 20 Litern in einem Vier-Personen-Haushalt entstehen, die von der Luft aufgenommen werden müssen. Da sind 70% relativer Luftfeuchte schnell erreicht. Erstes Alarmsignal für eine zu hohe Luftfeuchtigkeit: Die Fensterscheiben beschlagen. Auf dieses Signal sollte man nicht warten. Wenn sich auf den Fensterscheiben Wassertropfen bilden, dann ist in der Regel die Raumfeuchte zu hoch. Diese Feuchtigkeit, auch Kondensat genannt, genügt um Schimmelpilzwachstum zu fördern.
Der BVS empfiehlt 10 Regeln für das richtige Heizen und Lüften:
1. Ideale Raumtemperatur zwischen 18 und 22°C
Das ist billiger, als die Räume erst kalt werden zu lassen und dann wieder aufzuheizen. Warme Luft speichert mehr Wasserdampf als kältere, so dass die Feuchtigkeit sich nicht an Wänden, Decken oder Möbeln niederschlägt – das Schimmelpilzrisiko sinkt.
Thermostatventile machen es leicht: Sie messen und regeln die Temperatur selbst. Also nicht immer auf- und zudrehen.
2. Frischluft: Mehrfach 5-10 Minuten alle Fenster und Türen weit aufmachen
So wird die Luft komplett ausgetauscht. Nicht nur Wasserdampf, auch Zigarettenrauch, Möbelausdünstungen und andere Schadstoffe können abziehen. Dauerkipplüftung kühlt die angrenzenden Fensterbereiche extrem ab, so dass dort die Schimmelpilzbildung wegen Kondensatfeuchte gefördert wird.
3. Messgeräte zur Kontrolle installieren
Mit dem Thermometer messen Sie die Temperatur, mit dem Hygrometer die relative Luftfeuchtigkeit. Beide Dauermessgeräte gibt es im Handel.
4. Gleichmäßig und gleichzeitig heizen und lüften – auch in weniger genutzten Räumen
Wird ein Zimmer nur gelegentlich oder durch die Nachbarräume “mit-”geheizt, stellen sich Feuchteflecken und Schimmelpilze fast zwangsläufig ein.
5. Neue Fenster sind dichter als alte: öfter lüften
Bei alten Fenstern kann die Luft noch durch undichte Ritzen und Fugen ziehen, die neuen Fenster sind aber dicht!
6. Kontrollieren und säubern der Luftfilter in den Badventilatoren
So stellen Sie den erforderlichen Luftaustausch sicher.
7. Große Möbel nicht vor kalten Außen- und Treppenhauswänden stellen
Ausnahme: Die Möbel haben genug Abstand zur Wand und zum Boden, damit die Luft zirkulieren kann. Besonders gern macht sich Schimmelpilz in den Ecken breit, in denen zwei Außenwände aufeinandertreffen. Sorgen Sie dafür, dass auch diese Zonen gut durchlüftet werden. Dichte Gardinen und Vorhänge können beispielsweise eine unüberwindbare Barriere für Frischluft sein.
8. Häufiger bei nasskaltem Wetter lüften
Das mag unlogisch erscheinen, ist aber aus physikalischen Gründen erforderlich.
9. Verdecken Sie Ihre Heizung nicht mit Möbeln, Gardinen oder ähnlichem.
Sonst kann sich die warme Luft nicht im Raum verteilen. Außerdem steigen die Heizkosten. Auch das Thermostatventil darf nicht verdeckt s
ein.
10. Vermeiden Sie Wasserdampf. Geht das nicht, dann beachten Sie:
• Gut lüften beim Kochen und Wischen
• Nach dem Duschen die Duschkabine, Kacheln und Fliesen mit dem Gummiabzieher abtrocknen und lüften
• Wäsche möglichst nicht in der Wohnung trocknen
• Aquarien abdecken
• Auf Luftbefeuchter verzichten
• Blumen nur mäßig gießen
Kostenfreier Download des Merkblattes unter
www.bvs-ev.de/fileadmin/user_upload/downloads/richtlinien/BVS-Merkblatt_Heizen-und-Lueften_2016_09.pdf